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- seit 724 König der Franken.
seine 1. Ehe
- Karl Martell, der Hammer (* 23. August 686 in Herstal/Wallonien; † 22. Oktober 741 in Quierzy) war ein fränkischer Hausmeier aus dem Geschlecht der Arnulfinger, großmütterlicherseits aus dem der Pippiniden, das in der Folge nach ihm Karolinger genannt wurde. Seine Eltern sind der Hausmeier Pippin der Mittlere und dessen Friedelfrau Chalpaida.
Karl beherrschte von 714 bis 741 als Hausmeier die fränkischen Teilreiche. Im Teilreich Austrien war er dabei 715 bis 717, 718 bis 720 und 737 bis 741 sogar - in Ermangelung eines Königs - Staatsoberhaupt. Das gleiche gilt für das Teilreich Neustrien in den Jahren 737 bis 741.
Weil Karl Martell aus einer Friedelehe Pippins mit Chalpaida hervorging, wurde er von Pippin dem Mittleren von der Thronfolge ausgeschlossen. Da jedoch nach dem Tode Pippins seine Söhne Drogo und Grimoald der Jüngere aus Pippins Ehe mit Plektrud schon gestorben waren und Pippin der Mittlere Ende 714 im Sterben lag, überredete ihn dessen Gattin Plektrud, ihren gemeinsamen jungen Enkel Theudoald anstelle eines von Pippins unehelichen Söhnen, Childebrand und Karl Martell, zum Nachfolger als Hausmeier zu ernennen. Pippin der Mittlere akzeptierte, von der Krankheit geschwächt, so dass Theudoald kurzfristig 714/715 das Hausmeieramt bekleidete. Dabei versuchte Plektrud, Martell zunächst gefangenzunehmen. Karl Martell konnte jedoch entkommen. Der sich noch im Kindesalter befindende Theudoald wurde 715 durch eine Rebellion neustrischer Adliger vernichtend geschlagen, welche mit Raganfrid einen der Ihren in das Amt des Hausmeiers einsetzten. Sie nutzten die resultierende Schwäche der konkurrierenden Austrier, um – zusammen mit den Friesen – in den austrischen Kernlanden auf ausgedehnte Raubzüge zu gehen.
Karl Martell schaffte es, diese Bedrohung zu nutzen und sich im Kampf gegen die Neustrier als rechtmäßigen Erben seiner austrischen Linie darzustellen. 717 errang er die Oberhand und hatte nun genug Macht, um seine Stiefmutter Plektrud zur Anerkennung seiner Rechte zu zwingen. Er setzte mit Chlothar IV. einen Gegenkönig zum inzwischen von Raganfrid bestimmten Chilperich II. ein und führte den Kampf gegen seinen – durch eine Allianz mit dem aquitanischen Herzog Eudo wiedererstarkenden – Gegenspieler fort.
Die Entscheidung fiel im Sommer 718 nach der Schlacht von Soissons, als Eudo die Seiten wechselte und Chilperich II. von ihm an Karl Martell ausgeliefert wurde. Raganfrids Einfluss war damit gebrochen, und ihm verblieb nur noch sein Herrschaftskern um Anjou.
Mit seinen militärischen Erfolgen und - nach Chlothars Tod 719 - der Anerkennung von Chilperichs Herrschaft festigte Karl Martell dauerhaft die Einheit des fränkischen Reiches.
Sein berühmtester Sieg, die Schlacht von Tours und Poitiers gegen die aus Spanien einfallenden Mauren im Jahre 732, bei der der maurische Anführer Abd ar-Rahman fiel, wird oft als Rettung Europas vor den einfallenden Muslimen angesehen, obwohl sie als Einzelereignis eher unbedeutend war und im Zusammenhang mit weiteren Kämpfen gegen die Mauren gesehen werden muss. Die in der Folge dieser Schlacht eingeführte Heeresreform sollte jedoch von geschichtlicher Bedeutung sein: Karl ließ eine schwere gepanzerte Reiterei aufstellen (im Gegensatz zu den bis dahin vorherrschenden freibäuerlichen Fußtruppen) und stattete die Ritter mit Lehen aus, womit er einen entscheidenden Impuls für die Herausbildung des Lehenswesens im Frankenreich gab. Zwar wurden dafür auch Kirchengüter herangezogen, aber Karl Martell betrachtete dies nicht zuletzt als eine Maßnahme, um das Christentum militärisch verteidigen zu können.
Neben den innerfränkischen Auseinandersetzungen und der Abwehr der Mauren führte Karl Martell Krieg gegen Sachsen, Friesen, Thüringer, Alemannen und Bayern. Diese Feldzüge dienten der Grenzsicherung und der Ausdehnung des Reiches. Karl trieb auch die nachfolgende christliche Missionierung dieser Gebiete voran, teilweise in Zusammenarbeit mit Bonifatius. Letzteres brachte ihn aber in Konflikt mit dem neustrischen Episkopat, das sich durch die Bistumsgründungen Bonifatius' bedroht sah. In Karls Regierungszeit fiel auch das erste Hilfsgesuch eines Papstes an einen Frankenherrscher, als die Langobarden 739 Rom belagerten. Karl kam dieser Bitte, mit der ein Bündnisangebot einherging, nicht nach. Unter seinen Nachfolgern sollte das Bündnis mit dem Papst zu einer entscheidenden politischen Konstante werden.
Während seiner Amtszeit verloren die merowingischen Könige des Frankenreichs weiter an Bedeutung und Einfluss. Nach dem Tod Theuderichs IV. 737 verzichtete Karl endgültig auf die Legitimierung seiner Macht als Hausmeier durch einen merowingischen Schattenkönig; allerdings vermied er ebenso den sofortigen Griff nach der Krone, möglicherweise aufgrund der negativen Erfahrungen mit einem derartigen Staatsstreich durch Karls Großonkel Grimoald den Älteren, der für die Dynastie fast das Ende bedeutet hätte.
Kurz vor seinem Tod teilte Karl Martell sein Reich zwischen seinen Söhnen aus erster Ehe, Karlmann und Pippin, auf. Karlmann bekam Austrien, Alemannien und Thüringen, Pippin Neustrien, Burgund und die Provence. Allerdings sind die wenigen Quellen (Reichsannalen, Bericht des Fredegar, Metzer Annalen, Einhardsannalen), auch hinsichtlich der rechtlichen Behandlung von Karls jüngerem Sohn Grifo, hierzu nicht eindeutig und übereinstimmend, teilweise stammen sie auch erst aus dem 8. bzw. 9. Jahrhundert. Als Grabstätte wählte Karl Martell die Abtei Saint-Denis, wo mehrere fränkische Könige beigesetzt waren. Damit unterstrich er den Anspruch seiner Familie auf die Königswürde.
Der Name Karl bedeutet so viel wie „Kerl” oder „Mann”. Er ist der erste Träger dieses Namens in seiner Familie. Sein Beiname „Martell” bedeutet „der Hammer”, ist jedoch nicht zeitgenössisch.
Feldzüge Karl Martells
717 Karl Martell besiegt die aufständischen Friesen und Sieg über seinen Konkurrenten Raganfrid bei Amblève und Vincy
718 Sieg bei Soissons über den von Raganfrid zu Hilfe gerufenen Eudo, Herzog von Aquitanien
724 Niederschlagung von aufständischen Sachsen
725 Feldzug gegen die Alamannen und Sweben, Karl Martell fällt in Bayern ein und besiegt Grimoald
732 Sieg über die arabischen Heere unter Führung von Abd ar-Rahman bei der Schlacht von Tours und Poitiers
733 Erneuter Feldzug gegen die Friesen unter Friesen-Häuptling Bobo
737 Zurückschlagung der arabischen Heere bei Avignon
738 Karl Martell richtet ein Blutbad unter aufständischen Sachsen bei Wesel an
Nachkommen
Erste Ehe: Karl heiratete Chrotrud († vor 725).
Pippin der Jüngere (714-768), König
Karlmann (* vor 714, eventuell 706/708, † 754)
Chiltrud († 754), heiratet 741 Odilo, Herzog von Bayern, † 748 (Agilolfinger)
Zweite Ehe: Karl heiratete Swanahilde illustris matrona, 725-741 bezeugt, Nichte Herzog Odilos von Bayern.
Grifo (* wohl 726, † 753 bei St-Jean-de-Maurienne)
Dritte Verbindung: N.N. (möglicherweise Ruadheid)
Bernhard (* vor 732, † 787), der 1. eine Fränkin, 2. eine Sächsin heiratet
Hieronymus, 754 bezeugt
Remigius (oder Remedius) († 771), 755 Bischof von Rouen [2, 3]
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