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- westfälisch-sächsischer Adliger, kämpfte 778-785 gegen Karl der Großen, unterwarf sich und ließ sich taufen
- Widukind (wahrsch. * um 730; † 807), im Volksmund auch Wittekind genannt, wurde als Herzog der Sachsen zum Sinnbild des Widerstands gegen Karl den Großen in den Sachsenkriegen.
Widukind wurde 777 anlässlich des Reichstags von Paderborn erstmals erwähnt. Nach seiner Taufe in Attigny (785) fehlen gesicherte Informationen über sein weiteres Schicksal, während seine Gestalt ins Mythische wuchs und teilweise kultisch verehrt wurde. Seinem Geschlecht entstammte Mathilde, die zweite Gemahlin König Heinrich I. aus dem Geschlecht der Liudolfinger.
Familie (aus erfundenen Erzählungen)
Widukind war der Sohn des westfälischen Häuptlings Warnechin und Gunilda von Rügen. Er war verheiratet mit Geva von Westfold (* um 770; † 800), Tochter des dänischen Königs Goimo I. und Schwester der dänischen Könige Ragnar Lodbrok und Siegfried. Als Nebenfrau Swatana von Behen.
Eine Verbindung zu dem germanischen Stamm der Sugambrer und auch zu den Merowingern ist denkbar. Über die Linie der Mutter gehörte er zur sächsischen Adelsfamilie der Immedinger.
Kinder (aus erfundenen Erzählungen)
Wigbert (* 752; † 825), verh. mit Odrade von Friesland
Wiprecht († um 830), verh. mit Sindanla von Friesland
Brun (Bruno) († um 837), Ahnherr der Liudolfinger, verh. mit Gisela von Verla
Widukind († um 841), verh. mit Nilada von Rochlitz
Eigilwi (Heilwig) (* 778; † 833), verh. mit Welf I. (Welfen)
Gerswind (* 782; † 829), verh. mit Frankenkönig Karl der Große
Geschichtliche Bedeutung
Widukind war der letzte bedeutende Gegenspieler Karls des Großen und leistete einen bemerkenswerten Widerstand gegen die überlegenen Franken und ihren christlichen Glauben. Widukind erreichte mit seiner Taufe schließlich einen Friedensvertrag mit Karl dem Großen. Zugleich stärkte er die Stellung der sächsischen Oberschicht im Frankenreich: In der Folgezeit wurden sächsische Edelinge nach ihrer Taufe in die fränkische Grafschaftsverfassung einbezogen, so dass der Geschichtsschreiber Widukind von Corvey, ein möglicher Nachfahre Widukinds, bereits für das 9. Jahrhundert das Zusammenwachsen beider Völker zu einem Volk feststellte.
Einer der Nachfahren Widukinds, Waltbert, brachte im 9. Jahrhundert die Überreste des Heiligen Alexander von Rom nach Wildeshausen. Auch Königin Mathilde, die Ehefrau König Heinrichs, dem Vater von Otto dem Großen, war nach dem (in der Forschung nicht ganz unumstrittenen) Zeugnis Widukinds von Corvey eine Nachfahrin Widukinds.
Herzog Widukind wird im "Lied der Niedersachsen" und im Westfalenlied erwähnt.
Geschichtliche Ereignisse
730 - 760 Der Sitz der Sippe der Wigaldlinger lag in Wildeshausen. Über die Zeit von Widukinds Geburt ist nichts bekannt. Seine Frau Geva war die Schwester des Immidlingers Albrecht (genannt Abbi), die ihm wenigstens drei Kinder zur Welt brachte: Widukind, Wiprecht und eine Tochter.
772 fielen die Franken in Sachsen ein und zerstörten die Irminsul, ein heidnisches Heiligtum der Sachsen. Die Zeit der Sachsenkriege, an denen Widukind vermutlich von Anfang an beteiligt war, hatte begonnen - sie währte bis 804.
773 überfielen die Westfalen als Vergeltung Deventer, während Karl der Große in Italien weilte.
774 belagerten die Engern Fritzlar, wurden aber von den dort weilenden Franken zum Rückzug gezwungen.
775 bezwang Karl der Große die Ostfalen und die Engern. Die Westfalen überlisteten eine Heeresabteilung und richteten ein großes Blutbad an.
776 zwang Karl der Große einen großen Teil der frankenfreundlichen Edlinge der Sachsen, mit ihm einen Vertrag zu schließen, danach wurde Sachsen zur Mark.
777 blieb der westfälische Edling Widukind - er wird für 777 erstmalig in den "Fränkischen Reichsannalen" erwähnt -, anders als die anderen Edlinge, gegen den Willen Karls des Großen der fränkischen Reichsversammlung in Paderborn fern, und begab sich für ein Jahr zum Dänenkönig Sigifrid.
778 fielen die Westfalen ins fränkische Rheinland ein, zerstörten mehrere Siedlungen und richteten großen Schaden an.
779 - 781 begann im damaligen Sachsen, dem heutigen Westfalen, ein zermürbender Kleinkrieg, der sich auch gegen die frankenfreundlichen Edlinge richtete.
782 ist das damalige Sachsen Teil des Frankenreichs geworden. Widukind kehrte wieder vom Dänenkönig nach Sachsen zurück, wo er zum Aufruhr gegen die Franken aufreizte. Die Sachsen vernichteten daraufhin ein fränkisches Heer und töteten zwei der höchsten Beamten des Frankenkönigs. Karl der Große rächte sich angeblich bei Verden (Aller) mit der Enthauptung von 4.500 Sachsen (Blutgericht von Verden).
783 wird Karls Heer zum Rückzug aus der Schlacht an der Grotenburg gezwungen. Die Verstärkung seines Heeres bewirkte eine Niederlage seiner Gegner in der großen Schlacht an der Hase.
784 unterstützten die Friesen Widukind, der den Widerstand gegen die Franken auch im Winter fortsetzte.
785 führten Verhandlungen Weihnachten zur Taufe Widukinds in Attigny, Taufpate war Karl der Große (Widukind wird als Seliger der Katholischen Kirche verehrt).
Danach gibt es keine gesicherten Nachrichten mehr über Widukind. Er verschwindet aus den Quellen; allerdings wird Widukind in der Vita Liudgeri erwähnt, der sich auf dem Weg zum Feldzug gegen die Wilzen befand, und in der Kaiserchronik, in der gesagt wird, Widukind sei von Gerold von Schwaben, dem Schwager Karls des Großen, erschlagen worden (Gerold starb selbst im Jahr 799 auf einem Feldzug gegen die Awaren). Gerd Althoff hat einen Aufenthalt als Mönch auf der Reichenau nachweisen wollen; diese Annahme ist in der Forschung umstritten. Die mit der aus der Zeit um das Jahr 1100 stammende Grabdecke in Enger verbundene Überlieferung zum Tod und Begräbnis Widukinds in Enger ist vom Glauben her bestimmt. Man weiß nicht schlüssig, wo Widukind wirklich begraben worden ist. Die Gebeine Wittekinds werden in einem Sarkophag in der Stiftskirche zu Enger vermutet. Wissenschaftliche Untersuchungen (sehr schön im Widukind-Museum demonstriert) in den letzten Jahren scheinen zumindest auf der Grundlage von Indizien diese Vermutungen zu bestätigen.
Widukindsdenkmal
Das einzige Widukindsdenkmal Deutschlands steht in Herford. Es geht auf eine der vielen Sagen zurück, nach deren gemeinsamem Kern Widukind als wesentlicher Führer des sächsischen Widerstands gegen Karl den Großen während der Sachsenkriege eines Tages über den Kamm des Wiehengebirges geritten sei und darüber nachgedacht habe, welches wohl der richtige Glaube sei. Er sei nämlich vorher in einer Kirche gewesen und habe dort als Bettler verkleidet an einem Gottesdienst teilgenommen, der ihn sehr beeindruckt habe. Unter diesem Eindruck habe er sich ein Zeichen gewünscht, ob das Christentum die richtige göttliche Lehre sei. Während des Ritts sei sein Pferd dann an der Stelle stehengeblieben, an der heute die Kirche des Ortsteils Bergkirchen von Bad Oeynhausen liegt. Das bei den heidnischen Sachsen als Verbindung zum Göttlichen angesehene Reittier habe dort einen Stein losgescharrt. Aus dem Boden sei darauf eine Quelle hervorgesprungen, was Widukind als Zeichen dafür genommen habe, sich als Vorbild für sein Volk zum Christentum zu bekehren, sich kriegerisch geschlagen zu geben und sich Karl dem Großen zu unterwerfen. Diese Sage wird in dem Herforder Denkmal aus Stein und Bronze dargestellt. Oberhalb der Quelle habe Widukind daraufhin eine Kirche erbauen lassen.
Der heute dort stehende steinerne Kirchenbau ist ein Nachfolger der nach den Sachsenkriegen an dieser Stelle erbauten Holzkirche. Kirche und Quelle liegen in kurzer Entfernung zum Übergang über das Wiehengebirge als letzter Erhebung vor der norddeutschen Tiefebene mit Widukinds Geburtsort Wildeshausen darin. Die Verquickung einer an einem Bergpaß spielenden Quell-Legende mit der als christlich-religiöses Bekehrungserlebnis gedeuteten Entscheidung für eine Unterwerfung unter den militärisch überlegenen Karl den Großen deutet darauf hin, dass sich an der Stelle der heutigen Bergkirchener Kirche vorher ein sächsisches Quellheiligtum befand. Auch an der Bergkirchener Kirche und an der unterhalb liegenden Wittekindsquelle weisen Hinweistafeln auf die Sage und das vermutete frühere Quellheiligtum hin.
Widukindskreis
Der Kreis Herford nennt sich als Zusatz auch Widukindskreis, Wittekindskreis oder Wittekindsland. Seinen Namen "Wittekindskreis" erhielt der Kreis Herford durch seine enge Beziehung zum Sachsenherzog Wittekind. Die Gebeine Wittekinds werden in einem Sarkophag in der Stiftskirche zu Enger vermutet. Die Erinnerung an Wittekind wird auch durch das Wappen des Kreises Herford wach gehalten. Es zeigt das schwarze, springende Ross, das Wittekind vor seiner Taufe geritten haben soll. Der Legende nach schenkte ihm Karl der Große nach seiner Taufe ein weißes Pferd, das als Wappentier von Westfalen gedeutet wird. [1]
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