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- Boleslaw I. der Tapfere, (polnisch): Boleslaw I. Chrobry, (lat.): Boleslaus, (* 967; † am 17. Juni 1025), Sohn Herzogs Mieszko I. von Polen, aus seiner Verbindung mit Dobrawa, Tochter Herzogs Boleslav von Böhmen, war von 992-1000 Herzog von Polen, 1003-1004 Herzog von Böhmen, 1000-1025 erster König von Polen (eventuell auch erst 1025, kurz vor seinem Ableben), aus der Dynastie der Piasten.
Inhaltsverzeichnis
* 1 Biographie
o 1.1 Der Fürstensohn
o 1.2 Bruder und Helfer im Reich - Kaiser Otto III. und der Staatsakt von Gnesen
o 1.3 Im Krieg mit dem Heiligen Römischen Reich - Kaiser Heinrich II.
o 1.4 Die letzten Jahre
o 1.5 Abschließende Bewertung
Biographie
Der Fürstensohn
Er war Sohn des polnischen Fürsten Mieszko I., der Mitte des 10. Jahrhunderts die verschiedenen slawischen Stämme zwischen den Flüssen Oder und Bug geeint hatte, und der böhmischen Herzogstochter Dobrawa. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 992 übernahm er von ihm zunächst das Amt des Herzogs von Polen. Bereits zuvor hatte Boleslaw im Rahmen der Heiratspolitik seines Vaters eine wichtige Rolle gespielt. Um 984 war es Mieszko gelungen, seinen Sohn mit einer Tochter von Rikdag, Markgraf von Meißen, zu verheiraten. Boleslav II. von Böhmen sah Meißen jedoch als sein Einflussgebiet an und erlangte bei Heinrich dem Zänker die Erlaubnis, die Burg Meißen zu besetzen. Damit waren die Pläne der Piasten durchkreuzt. Boleslaw löste die Ehe mit der Meißnerin und heiratete eine ungarische Fürstentochter aus dem Haus der Arpaden, um Böhmen durch dieses Bündnis einzukreisen. Allerdings wurden die Ungarn militärisch kaum gegen Böhmen aktiv, so dass Boleslaw 987 die Ehe wieder auflöste und Emnilda, die Tochter des einflussreichen sorbischen Adligen Dobromir, heiratete. Damit rückten die elbslawischen Ostmarken des Reiches in des Zentrum des polnischen Expansionsinteresses.
Kurz vor seinem Tod schien Mieszko I. versucht zu haben, Boleslaw zu Gunsten seiner Söhne aus zweiter Ehe aus der polnischen Erbfolge auszuschließen. Das geht aus dem Dagome Iudex hervor, in dem Mieszko sein Reich darüber hinaus dem Heiligen Stuhl übereignete. Die Gründe für den versuchten Ausschluss Boleslaws sind unklar. Es steht aber fest, daß das Dagome Iudex keinen Mann Namens Mieszko sondern einen gewissen Dagome und seine Frau Oda von Haldensleben, die Tochter des Markgrafen Dietrich von der Nordmark, als königliche Familienangehörige beschreibt.
Bruder und Helfer im Reich - Kaiser Otto III. und der Staatsakt von Gnesen
Sofort nach dem Tod seines Vaters vertrieb Boleslaw seine Stiefmutter Oda und ihre noch minderjährigen Kinder in ihre sächsische Heimat und setzte so die eigene Erbfolge durch. Die genauen Umstände sind nicht bekannt. Da in dieser Epoche aber die unmittelbare fürstliche Gefolgschaft an slawischen Fürstenhöfen eine entscheidende Rolle spielte, ist anzunehmen, dass Boleslaw in dieser Gruppe mehr Anhänger gewinnen konnte als Oda.
Kurz nach seinem Herrschaftsantritt begann Boleslaw, sein Territorium auszuweiten, indem er wie sein Vater mit den Reichsregenten und dem römisch-deutschen Kaiser Otto III. gegen die heidnischen Lutizen kämpfte, darüber hinaus wuchs seine Macht und sein Einfluß bei den Elbslawen. Im Gegenzug schwand der Einfluss Böhmens, das diese Gebiete ebenfalls beanspruchte. Wichtigster Verbündeter Boleslaws wurde Ekkehard, Markgraf von Meißen, der spätere Herzog von Thüringen.
Gleichzeitig war der junge Herrscher auch auf kirchlichem Gebiet aktiv. Er ließ die Gebeine des 997 ermordeten Missionars Adalbert von Prag nach Gnesen überführen. Die einsetzenden Wallfahrten trieben Boleslaws Pläne voran, Gnesen zum Erzbistum zu machen, das an die Stelle des alten Missionsbistums Posen treten sollte. Aus dem Jahr 999 ist eine Urkunde überliefert, die Adalberts Bruder Gaudentius als Erzbischof bezeichnet, allerdings noch ohne Angabe eines festen Bistumssitzes.
Im Jahr 1000 erschien Kaiser Otto III. als Pilger in Gnesen. Dort kam es zum „Akt von Gnesen“. Die genaue Bedeutung dieses Vorgangs ist umstritten. In der polnischen Geschichtsschreibung wird meist davon ausgegangen, dass Otto Boleslaw zum König erhob. Allerdings ist dies umstritten, da es keine ausdrücklichen Berichte dazu gibt und Boleslaw die Krönung 1025 (noch einmal) vollziehen ließ. Unbestreitbar bedeutete der Besuch Ottos eine deutliche Aufwertung des polnischen Fürsten. Ebenso unbestritten ist die endgültige Einrichtung des Erzbistums während des "Akts von Gnesen". Gaudentius wurden als Suffragane die Bischöfe von Kolberg, Krakau und Breslau zugeordnet. Das alte Missionsbistum Posen blieb entweder unabhängig, das heißt, es unterstand der direkten Kontrolle des Heiligen Stuhls oder es wurde dem Erzbistum Magdeburg unterstellt. Darüber hinaus erhielt Otto III. einen Arm Adalberts, und es wurde eine Ehe zwischen Boleslaws Sohn Mieszko und Richeza, einer Nichte des Kaisers, vereinbart.
Im Krieg mit dem Heiligen Römischen Reich - Kaiser Heinrich II.
Nach dem Tod Ottos III. im Jahr 1002 bewarb sich Ekkehard von Meißen um die Königskrone, wurde aber von einer gegnerischen Partei ermordet. Im Einverständnis mit den Ekkehardinern versuchte Boleslaw daraufhin, sein Territorium im Grenzgebiet auf die Marken Lausitz und Meißen auszudehnen. Die Meißener hofften dadurch die dort lebenden heidnischen Stämme, der Lutizen und Milzener, unter ihrer Kontrolle zu halten.
Im Juli 1002 traf sich Boleslaw in Merseburg mit dem neu gekrönten Kaiser Heinrich II., um über die Zukunft Meißens zu beraten. Noch am Verhandlungsort wurde der Polenfürst von Bewaffneten angegriffen und konnte nur mit knapper Not entkommen. Die Hintergründe dieses Angriffs sind bis heute unklar. Das Verhältnis zwischen Heinrich und Boleslaw war nachhaltig gestört. Schon wenige Wochen später heiratete Ekkehards Sohn Graf Hermann Boleslaws Tochter Reglindis. Kurz darauf versuchte Boleslaw durch die Unterstützung des Thronprätendenten Vladivoj auch Böhmen in ein anti-kaiserliches Bündnis einzubeziehen, was jedoch scheiterte. Im März 1003 übernahm Boleslaw dann selbst die Herrschaft über Böhmen. Damit entstand ein Bündnis, das von Böhmen über die Territorien der Ekkehardiner, der Grafen von Schweinfurt, möglicherweise der Billunger und Polen bis nach Dänemark unter Boleslaws Schwager Sven Gabelbart reichte.
Heinrich II. versuchte zunächst Boleslaw zur Entgegennahme Böhmens als Lehen aus seiner Hand zu bewegen, was dieser verweigerte. Daraufhin schloss er Ostern 1003 ein Bündnis mit den heidnischen Lutizen. Kurz darauf begannen die ersten Kämpfe im südlichen Elbmarkgebiet, um Meißen und in den angrenzenden heidnischen Territorien. Zunächst konnte Boleslaw Meißen halten. Die wichtigsten Kämpfe ereigneten sich aber in Böhmen, vor allem um Prag. Dort hatte Boleslaw in Adel und Stadtbevölkerung wenig Unterstützung, so dass beide Gruppen aktiv zu Gunsten des Kaisers in die Kämpfe eingriffen. Heinrich hatte darüber hinaus den legitimen Thronfolger Jaromir an seiner Seite. 1005 brach Heinrich mit böhmischer und lutizischer Unterstützung zu einem Kriegszug auf polnisches Territorium auf. Militärisch waren beide Seiten gleich stark, so dass der Frieden von Posen geschlossen wurde. Als Boleslaw neue Züge gegen die Lutizen unternahm, brachten diese Heinrich dazu, 1007 den Frieden aufzukündigen. Boleslaw reagierte mit einem Feldzug, der ihn bis vor Magdeburg brachte. Kurz darauf eroberte er die Lausitz mit Bautzen zurück. Erst 1010 unternahm Heinrich einen eigenen Feldzug nach Osten, der aber keine Erfolge brachte. 1013 wurde der Friede von Merseburg geschlossen: Boleslaw erhielt die Lausitz und das Milzenerland als Reichslehen, die Ehe zwischen seinem Sohn Mieszko II., dem späteren Nachfolger und König und Richeza von Lothringen, der Nichte Kaiser Ottos III., wurde geschlossen, ebenso gegenseitige Militärhilfe vereinbart.
Im gleichen Jahr gab Heinrich Boleslaw ein Hilfskontingent auf einen Feldzug gegen Kiew mit, der jedoch scheiterte. Auch wegen dieser Niederlage konnte und wollte Boleslaw im Gegenzug keine Truppen für einen Italienzug Heinrichs stellen. Dies führte zu neuen Spannungen, in deren Verlauf der polnische Thronfolger Mieszko zunächst gefangen genommen wurde, dann aber als Vermittler auftrat. 1015 kam es dennoch zu Kämpfen, die trotz hoher Verluste keine Entscheidung brachten. Danach verlagerte sich der Konflikt zunächst nach Kiew, wo Boleslaw seinen Schwiegersohn Swjatopolk I. unterstützte, Heinrich dagegen Jaroslaw. Im Sommer 1017 zogen Heinrichs Truppen zu einem neuen Feldzug gegen Polen aus, bei dem aber wenig mehr geschah als die Belagerung der Burg Nimptsch in Schlesien. Gleichzeitig griff Jaroslaw, entsprechend einer Absprache mit dem Kaiser, Polen von Osten an, während Boleslaw in das Gebiet zwischen der Elbe und Mulde einfiel und zahlreiche Gefangene machte. Mieszko plünderte zur selben Zeit in Böhmen. In die Friedensverhandlungen kam eine neue Dynamik, so dass 1018 der Frieden von Bautzen geschlossen wurde. Der Inhalt des Friedens ist weitgehend unbekannt, allerdings stellte Heinrich Truppen für einen diesmal erfolgreichen Feldzug Boleslaws gegen Kiew.
Die letzten Jahre
Nach dem Frieden von Bautzen und seinem Zug nach Kiew, befand sich Boleslaw nun auf dem Höhepunkt seiner Macht und war, bis zum erneuten Erstarken Jaroslaws des Weisen der Kiewer Rus und des Reiches unter Kaiser Konrad II., der mächtigste Herrscher Mittel- und Osteuropas. Nach dem Tod Heinrichs II. im Jahr 1024, wurde er von einem päpstlichen Gesandten (erneut) 1025, also kurz vor seinem Tode, zum polnischen König gekrönt. Die Erhebung in den Stand der Könige wurde möglich, da Heinrich II. bis zu seinem Tode gegen ihn beim Papst opponiert hatte.
Abschließende Bewertung
Boleslaw war ein eifriger Verbreiter des Christentums in Polen. Durch die erfolgreiche Gründung einer unabhängigen polnischen Kirchenprovinz mit dem Erzbistum Gnesen, die nur dem Papst in Rom direkt unterstand, wurde die Loslösung der Abhängigkeit vom deutschen Kirchenklerus des Magdeburger Erzbistums, das hierdurch seine Pläne, der Christianisierung aber auch gleichzeitigen Germanisierung der slawischen Bevölkerung durchkreuzt sah, gewährleistet. Noch im 12. Jahrhundert versuchte der Erzbischof zu Magdeburg, Norbert von Xanten, die polnische Kirche seinem Primat im Jahr 1130 zu unterwerfen. Die Entscheidung Kaiser Ottos III., eines Mannes, der seinen Zeitgenossen im Denken und Handeln Jahrhunderte voraus war, Polens Souveränität anzuerkennen, vor allem aber die Gründung des Erzbistums in Gnesen zu befürworten, stieß somit lange Zeit beim hohen deutschen Klerus auf landesweite Ablehnung, gar völlige Mißbilligung. Mit der Gründung eines unabhängigen Erzepiskopats und seiner Krönung zum König begründete Boleslaw die polnische Emanzipation vom Heiligen Römischen Reich, sowie die Unteilbarkeit des polnischen Reiches, auch war er der Initiator der später so wichtigen Kastellaneiverfassung. Jedoch folgte bereits unter seinem Sohn und Nachfolger, König Mieszko II., ein rascher Niedergang der polnischen Großmachtstellung, da die Mittel und Ressourcen des noch jungen Staates aufgrund der massiven und plötzlichen Expansion in alle Himmelsrichtungen zu erschöpft waren. Es breiteten sich zusätzlich sozial-religiös motivierte Unruhen innerhalb der Bevölkerung aus, die 10 Jahre nach dem Tod des Königs die heidnische Reaktion in Polen und die allgemeine Abkehr vom Christentum begünstigten. Die Entwicklung zur Großmacht führte zunehmend auch zu dauerhaften militärischen Konflikten und Auseinandersetzungen mit den Nachbarstaaten, im Osten mit dem Reich der Kiewer Rus und im Westen mit dem Heiligen Römischen Reich, die nicht bereit waren ein zu starkes Polen zu tolerieren.
Die "boleslawische Expansion", nach dem Scheitern der Universalidee Kaiser Ottos III., war mit dem Ziel verbunden alle westslawischen Stämme unter einer einzigen Macht in einem christlichen Großwestslawischen Reich zu vereinen, ein Ziel, welches absolut konträr zur ottonisch-salischen Ostpolitik des Reiches stand. Es waren im Westen vor allem die unter deutscher Herrschaft stehenden Elbslawen zwischen der Elbe und Oder, die sogenannte Germania Slavica, und südlich von Polen die Böhmen, Mährer und Slowaken. Besonders unter den Elbslawen nahm er eine bedeutende Rolle ein, denn nicht umsonst gilt Boleslaw unter den Sorben als einer ihrer Nationalhelden. Um die Grenze im Osten gegen die Rurikiden der Kiewer Rus zu sichern, wurden 1018 die Tscherwenischen Burgen besetzt, die Polen 981 an diese verloren hatte. Da sich bereits die ersten Verfallserscheinungen in den letzten Jahren der Herrschaft Boleslaws abzeichneten, durch den wahrscheinlichen Abfall des slawischen Pommerns oder eines Teils davon, war es nach seinem Ableben nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Rest des Reiches unter der Last der fiskalischen, militärischen und geografischen Überdehnung einerseits und des gleichzeitigen Zusammenschlusses seiner Feinde andererseits, kollabieren musste.
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